Kapelle in Roiten

Kapelle in Roiten

Die heutige Ortskapelle in Roiten wurde 1911 erbaut. Laut Kunsttopographie gab es vorher eine Kapelle, „aus Bruchsteinen und Ziegeln erbaut und weiß verputzt.“ Sie hat einen rechteckigen Turm mit gleichbreitem, halbrunden Abschluß im Osten und einem quadratischen Giebeltürmchen aus Holz. Im Westen befindet sich eine rechteckige Tür in flachbogiger Nische, darüber eine kleine rundbogige Nische. Im Süden und Norden (hat die Kapelle) je ein halbrundes Fenster. Das Schindeldach ist abgewalmt. Das Türmchen hat ein hohes Schindelpyramidendach. Der Bau stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Im Inneren befindet sich eine Statue des auferstandenen Heilands aus dem 17. Jahrhundert ohne großen Wert. Ein Gemälde aus dem 18. Jahrhundert, Öl auf Leinwand, ist eine Kopie der Madonna mit dem Kind von Lukas Kranach aus Innsbruck.“ Die Kapelle hat eine Glocke, gegossen 1834 in Krems von Gottfried Jenichen. Konkrete Vorstellungen, wie diese Kapelle ausgesehen haben mag, lassen sich aus dieser Beschreibung nicht ableiten. Dies gilt auch für die knappen Hinweise in der Pfarrchronik: „Roiten hat eine Betkapelle, zum Messelesen gar nicht geeignet, bloß erbaut zur Anbetung des heiligen Rosenkranzes (an Samstagen und Sonntagen nachmittags). Wann diese Kapelle erbaut ist, läßt sich nicht ergründen.“ In der Pfarrchronik steht noch, daß die Kapelle 1890 renoviert wurde.

Daß die alte Kapelle mit der Sakristei der heutigen Kapelle identisch ist, wird oft behauptet und hat viel für sich. Beweise dafür gibt es allerdings nicht. Auf Veranlassung des Rappottensteiner Kooperators Johann Blümelhuber fand im ersten Halbjahr 1911 eine Sammlung statt, mit deren Ergebnis man den Neubau einer Kapelle finanzieren wollte. Die Roitener- und viele Gönner! – spendeten reichlich: Graf Rudolf Abensperg – Traun: 1 Kelch und 100 Kronen. Lehrer Christian Priesner aus Krems, ein gebürtiger Jahringser: 2 Glocken (gegen Umtausch der alten), sowie ein gemaltes Fenster und den Kreuzweg. Die weiteren Fenster spendeten: Betty Loidl, Hotelbesitzerin aus Zwettl, Anna Kastner, Kaufmannsgattin aus Zwettl, Pfarrer Edmund Gruber, Rappottenstein, Schulleiter Silvester Harrer aus Roiten, Bürgermeister Franz Weißinger aus Roiten. Weiters spendeten größere Beträge: Anna Fröschl, 200 Kronen; Sparkasse Zwettl, 150 Kronen. Je 100 Kronen gaben: Anna Blauensteiner, Johann Schrabauer, Klara Schrabauer, Leopold Traxler, Anton Gundacker aus Pfaffendorf und K. Traxler vom Kreuzhof. Die neue Kapelle konnte bereits am 22. Oktober 1911, also nach sehr kurzer Bauzeit, von Dechant Johann Binder aus Groß Gerungs „Zur heiligen Familie“ geweiht werden. Der Initiator des Neubaues, Johann Blümelhuber, war zum allgemeinen Bedauern schon mit 29.8.1911 nach Waidhofen/Ybbs versetzt worden, konnte also die Vollendung seines Werkes nicht mehr in der Pfarre miterleben. Den Bau führten Maurermeister Kettinger aus Arbesbach und Zimmerermeister Schabes aus Zwettl – unter fleißiger Mithilfe der Roitener! – durch. Die Kapellenweihe war für Roiten ein richtiges Volksfest. Laut Pfarrchronik besorgte „die herrliche Dekoration Herr Priesner“. Das Bischöfliche Ordinariat verpflichtete die Roitener, den Kreuzweg, der zugleich mit der Kirche geweiht wurde, „in gutem Zustand zu erhalten und vor Verunehrung zu bewahren.“ Die Messlizenz wurde am 7.3.912 erteilt. Vorher mußten Roiten eine Verpflichtung abgeben und eine Grundbuchseintragung „gewidmet zum Gebrauche des römisch-katholischen Gottesdienstes“ vornehmen. Da alles Zeit in Anspruch nahm, wurde der erste Gottesdienst in der neuen Kapelle erst am 9.4.1912 gefeiert. In der Kapelle gibt es Reliquien der Heiligen Placidus, Justina und Jacundiana. Der Reliquienbehälter wurde schon vor der Kapellenweihe geweiht, nämlich am 4.7.1911. Die beiden Glocken mussten im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Für die kleine Glocke erhielt Roiten eine Entschädigung in der Höhe von 125 Kronen. Erst 1925 konnte der Rappottensteiner Pfarrer Edmund Gruber neue Glocken weihen (23.8.1925). In Österreich grassierte damals die Inflation, weshalb die Glocken die unglaubliche Summe von 10 Millionen Kronen kosteten. ( Laut Pfarrchronik sogar 90 Millionen, was mir aber unwahrscheinlich erscheint.)

Auch im Zweiten Weltkrieg holte man die Glocken vom Kapellenturm. Als „Geläute“ diente ein alter Eisenkessel, auf dem man bei Bedarf mit einem Hammer schlug. Am 29. September 1948 weihte Pfarrer Emil Fernand in Rappottenstein 2 Glocken für die Kapelle Roiten, die am 3.10.1948 im Kapellenturm installiert wurden. Die große Glocke ist der Gottesmutter Maria geweiht und wiegt 99 kg, die kleine Glocke, - Floriani- oder Friedensglocke“ - , wiegt 65 kg. Die Glockenweihe, bei der auch die 1933 von Pfarrer Fernand gegründete Blaskapelle mitwirkte, war, wie überall, ein Volksfest. Zu Weihnachten 1952 ermöglichten mehrere Spender den Ankauf eines Harmoniums für die Kapelle. Es kostete 2.700,- Schilling und stammte von einer Familie Hirsch aus Zwettl. Dieses Instrument sollte später bei der Besetzung des Leiterpostens an der Volkschule Roiten eine große Rolle spielen, da Roiten auf einem Lehrer bestand, der das Harmonium „zur Verschönerung des Gottesdienstes“ zu spielen bereit war. So habe auch ich mich in meinen 7 Dienstjahren an der VS Roiten auf diesem Instrument abgeplagt, und ich bezweifle, ob dies immer „zur Verschönerung des Gottesdienstes“ geschehen ist.

1964 wurde der Blitzableiter erneuert, 1970 unterzog man die Kapelle einer gründlichen Renovierung; auch das Turmdach wurde gestrichen. Am 16.5.1980 erhielt die Kapelle ein elektrisches Geläut. Zu den Kosten von S 48.000,- trug die Gemeinde S 10.000,- bei. Im Juni 1981 leistete die Gemeinde für die Außenrenovierung durch die Firma Maurer aus Annatsberg einen Beitrag von S 75.000,-- Roiten, mittlerweilen mit der Gemeinde Rappottenstein fusioniert, wollte die Kapelle nun ebenfalls, wie die anderen Katastralgemeinden auch, bis ins letzte Eck renovieren, bzw. sanieren. Wegen der hohen zu erwartenden Kosten wurde dieses Vorhaben aber immer wieder zurückgestellt. Unter der Federführung des Obmannes des Museumsvereines Roiten, Hermann Neulinger und der FF Roiten unter dem Kommandanten Johann König ging man zielstrebig ans Werk. Die eingeholten Kostenvoranschläge für die Generalsanierung der Kapelle lagen bei 600.000,- Schilling und damit beträchtlich über der Summe von 100.000,- S, die von der Gemeinde für die Renovierung budgetiert worden waren. Damit war klar, daß das große Vorhaben nur dann gelingen konnte, wenn die gesamte Bevölkerung Roitens mitmachte. Aus diesem Grund erging an alle Roitener ein Gemeinderundschreiben, in dem auf die hohen Kosten der Kapellenrenovierung hingewiesen wurde und alle zur Mithilfe eingeladen wurden. Eine in Roiten durchgeführte Sammlung ergab den hohen Betrag von 89.000,- Schilling. Der Museumsverein Roiten veranstaltete im August 1992 einen Flohmarkt, für den sich besonders Obmann Neulinger und die Volksschullehrerin Gisela Patzl einsetzten. Er brachte netto 83.000,- Schilling, war also ein voller Erfolg. Am 5. Juni 1993 wurde mit den Renovierungsarbeiten begonnen, am 16.10.1993 erstrahlte die Kapelle in neuem Glanz. Das große Werk war nur möglich durch Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, die, einschließlich aller Förderungen, 400.000,- Schilling beisteuerte, und der Roitener Bevölkerung, die in beispielhaften Einsatz neben den Geldspenden auch noch 408 unbezahlte Arbeitsstunden leistete. Wie schon 1935, mussten auch diesmal Teile der Holzkonstruktion des Turmdaches ausgewechselt werden, da sie von einsickerndem Wasser zerstört worden waren (Ein Balken, auf dem die Sanierung von 1935 vermerkt ist, befindet sich im Dorfmuseum.) Schließlich wurde auch noch die Eingangstür erneuert und der Dachgraben trockengelegt. Die Tischlerei Neulinger fertigte das Turmfenster gratis an, die Schlosserei Haag renovierte das Turmkreuz unentgeltlich. Trotz der beachtlichen Eigenleistungen waren die Kosten sehr hoch. Die beliefen sich letztlich auf 664.000,- Schilling, wovon die Maurerarbeiten (Fa. Schiller, Grafenschlag) mit 331.908 S, die Spenglerarbeiten (Fa. Zankl, Engelbrechts), mit 169.287 S und die die Tischlerarbeiten (Firma Neulinger, Roiten), mit 34.800 Schilling die größten Brocken waren.

Die Segnung der renovierten Kapelle wurde im Rahmen eines großen Volksfestes von Monsignore Prälat Alfred Hahn aus Arbesbach, vor seiner Pensionierung Dekan an der Militärakademie in Wiener Neustadt, am 14.8.1994 vorgenommen. Die Kapelle wird zu verschiedenen Anlässen doch noch genützt. Sie ist Eigentum der Katastralgemeinde Roiten.
Text: OSR Karl Zeisler (Kapellenführer der Marktgemeinde Rappottenstein) aufbereitet von Josef Rauch, Gd. Sek.

Der Innenraum der Kapelle war zuletzt im Jahr 1970 einer umfassenden Renovierung unterzogen worden. Nach mehr als 35 Jahren war eine Sanierung notwendig. Die Wände im Glockenhaus und auch im Altarraum waren unansehnlich. Sie wurden im Oktober 2007 gemalt.Die Gemeinde übernahm die Materialkosten und stellte einen Gemeindearbeiter für die Verputzarbeiten zur Verfügung. Die Malerarbeiten wurden von Frau Anita Haghofer ausgeführt. Herzlichen Dank an Frau Haghofer, Herrn Pömmer und an die Gemeinde Rappottenstein. (Gisela Patzl)
Foto: Josef Rauch, Gd. Sek.

Am 22.10.2011 fand in der Kapelle Roiten ein Festgottesdienst anläßlich des 100. Jahrestages der Weihe der Kapelle Roiten statt. Den Festgottesdienst zelebrierte Pfarr Mag. Gerhard Gruber. Kurze Ansprachen hilten gf.GR. Franz Schöller und Vizebgm. Josef Wagner. Im Anschluss gab es im Dorfmuseum Roiten eine Agape die für einen gemütlichen Ausklang sorgte.
Text: Josef Rauch, Osek. 

2015: Unter Anleitung von Anita Haghofer wird in 210 Arbeitsstunden die stark verwitterte
Fassade der Kapelle renoviert.
Ein neuer Luster und eine neue Außenbeleuchtung werden installiert. Gruber Herbert tischlert unentgeltlich eine Bank für den Altarraum. Eine Haussammlung zugunsten der Kapelle ergibt den schönen Betrag von 2 155,--€. Danke allen Spendern und der Marktgemeinde Rappottenstein für die Übernahme der Materialkosten. Danke auch an die vielen freiwilligen Helfer.
Mit einer festlichen Messe am 1. Dezember 2015 wird der Abschluss der Renovierungsarbeiten gefeiert.
Text: Gisela Patzl

2017: Die Sakristei erhält einen neuen Anstrich.Gruber Adolf stellt ohne Bezahlung einen schönen Schrank für diesen Raum her, das Holz dafür spendet Familie Rametsteiner aus Ritterkamp.
Text: Gisela Patzl 

2018: 33 Helfer renovieren in 290 Arbeitsstunden den Innenraum der Kapelle.
Wände werden teilweise neu verputzt, der Fliesenboden wird ausgebessert, Bänke, Bilder und der Altar werden gegen Holzwurm behandelt und gestrichen, die Wände werden mit einem passenden Anstrich versehen.
Die Marktgemeinde übernimmt die Materialkosten, die Kosten für die Arbeitsstunden der Handwerker sind durch Spenden und Rücklagen gedeckt.
Mit einer Festmesse am 24. August 2018, zelebriert von Pfarrmoderator Mag. Gerhard Gruber, wird der Abschluss der Renovierung gefeiert.
Text: Gisela Patzl

Kontakt

Kontaktdaten von Kapelle in Roiten
AdresseRoiten
3911 Rappottenstein

QR-Code zum Scannen öffnen

Zum Routenplaner

Lageplan vergrößern