Kapelle in Neustift

Kapelle in Neustift

Die Angaben zur Kapelle Neustift beschränken sich in der Kunsttopographie auf („modern“)- 1895. Aus diesen knappen Angaben läßt sich schließen, daß es in der Kapelle Neustift keine Kunstgegenstände von Bedeutung gab. Auch Plesser gibt das Baujahr mit 1895 an. Er schreibt: „Erbaut wurde die Kapelle 1895 durch Wohltäter, freiwillige Spenden und Mithilfe der Gemeinde.“ Die feierliche Weihe erfolgte am 3.5.1896. Neustift verpflichtete sich damals, die Kapelle „in gutem Bauzustand“ zu erhalten, und die Neustifter kommen dieser Verpflichtung, ohne daß die meisten überhaupt davon wissen, bis heute in vorbildlicher Weise nach. Die Kapelle dürfte von Anfang an über Kreuzwegbilder verfügt haben, doch erfolgte deren Weihe erst am 12.3.1911 durch den Rappottensteiner Pfarrer Edmund Gruber. Diesen Kreuzweg gibt es leider nicht mehr, und niemand weiß, wohin er gekommen ist. Heute hängt in der Kapelle ein Kreuzweg – Hinterglasbilder – in der einfachen Darstellung der Frau Klara Schwebel, die ja in Neustift wohnhaft war. Die Glocken, die von Anfang an vorhanden waren, mussten im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Nach dem Krieg wurden „durch Wohltäter und Ortsbewohner“ neue Glocken angekauft und am 23.10.1921 feierlich geweiht.

1980 wurde die Kapelle mit Unterstützung der Gemeinde gründlich renoviert. Bei der feierlichen Weihe wirkte die Blaskapelle Rappottenstein nach ihrer Wiedergründung – noch ohne Tracht – mit. Es war dies das erste öffentliche Auftreten der Blaskapelle.

1997, nach fast 20 Jahren also, stand wieder die Renovierung im Raum. Wie hier die Neustifter vorgingen, macht ihnen nicht so gleich einer nach. Die kleine Katastralgemeinde beschloß nämlich, die Kapelle bis in den hintersten Winkel zu renovieren und zu restaurieren. Die Gemeinde gab 20.000,- Schilling, die Neustifter selbst brachten die beachtliche Summe von 140.000,- Schilling auf. Da die Ortsbewohner zusätzlich noch nicht weniger als 740 unbezahlte Arbeitsstunden leisteten, konnten alle Auslagen bezahlt und das große Werk vollendet werden. Selbst auswärtige Handwerker zollten dieser großen Leistung Anerkennung und arbeiteten zum Teil umsonst, bzw. zu stark reduzierten Preisen. Das vorbildliche Wirken der Neustifter fand auch insofern Anerkennung, als daß die Kapelle Neustift im Heft 80, Februar 1999, der Broschüre „Niederösterreich schön erhalten – schöner gestalten“ zur Verleihung der „Goldenen Kelle“, einer Auszeichnung des Landes Niederösterreich für besonders herausragende Beispiele vorbildlicher Ortsbildpflege, vorgeschlagen wurde.

Ohne Berücksichtigung der Rundung ist die Kapelle 6,20 m lang und 6,30 m breit. Das Satteldach ist mit Biberschwanzziegeln gedeckt. Über der im Westen befindlichen Eingangstür erhebt sich der mit Kupferblech gedeckte Turm, der 4 Fenster aufweist und von einem vergoldeten Kruzifix gekrönt wird. Im Norden und Süden hat die Kapelle je 2 Rundbogenfenster. Die flache Decke besteht aus Holz, ebenso der einfache Altar. Erwähnenswert sind folgende Kunstgegenstände: Altarbild „Maria mit dem Kind“, Öl auf Leinwand; gute Arbeit; ein großes altes Kruzifix, das früher bei Wallfahrten mitgetragen wurde. An gefälligen, doch nicht sehr wertvollen Gipsstatuen sind vorhanden: heiliger Leonhard, heiliger Florian, Christus, Maria, Maria mit dem Kind.

Im Herbst 1998 war das große Werk der Kapellensanierung vollendet, das ohne die großzügige Mithilfe der Neustifter Zweitwohnsitzer in dieser aufwendigen Form nicht zustande gekommen wäre. Dafür gebührt diesem Personenkreis unser aller Dank! Im Namen eines richtigen Volksfestes nahm der Rappottensteiner Pfarrer Kasimir Tyrka am 6.9.1998 die feierliche Segnung der Kapelle, die der KG Neustift gehört, vor. Interessant ist, daß es während der ganzen Feier sowohl in Rappottenstein als auch in Hausbach regnete, während in Neustift die Sonne schien. Offensichtlich freute sich sogar der Himmel über die großartige Leistung der Dorfbewohner. Bei den Arbeiten und Geldspenden schloß sich kein Neustifter aus.

Vielleicht sollten aber doch einige besonders Engagierte genannt werden: Franz Gruber, teilweise unterstützt von Alfred Hammerl, fertigte die Sitzbänke, die neue Eingangtür und die Turmfenster an. Gruber verlegte auch das Traufenpflaster. Der Ritterkamper Hold besorgte – gratis! – die Malerarbeiten. Ebenso kostenlos arbeitete der Zimmerer Johann Fessl aus Hausbach. Frau Viktoria Walter bezahlte die Vergoldung des Turmkreuzes, zu dessen Demontage und Wiederaufsetzung die FF Groß Gerungs mit einem Spezialkran anrückte. Den Teppich und die Sitzauflagen spendete Frau Schmuckenschlag. Das Bodenpflaster verlegte Martin Prock. Alois Riedler erledigte den umfangreichen Schriftverkehr. Und wo es notwendig war, arbeiteten – oder spendeten – auch alle übrigen Neustift in wirklich anerkennenswerter Weise.

Text: OSR Karl Zeisler (Kapellenführer der Marktgemeinde Rappottenstein) aufbereitet von Josef Rauch, Gd. Sek.

Foto: Roland Stöger

 

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AdresseNeustift
3911 Rappottenstein

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