Die Kapelle Aggsbach ist 4 m breit und 5 m lang. Sie wurde etwa 1860 aus Bruchsteinen und Ziegeln errichtet. Ein genaues Datum ihrer Errichtung ist nicht feststellbar. Von den anderen Kapellen in der Gemeinde unterscheidet sie sich vor allem durch die Giebel an beiden Schmalseiten und das fehlen einer Rundung. Das Dach ist mit Ziegeln gedeckt. Das quadratische Türmchen befindet sich über dem Eingang. Es handelt sich dabei um eine mit Kupferblech gedeckte Holzkonstruktion, die wahrscheinlich zeitgleich mit dem Kapellenbau errichtet wurde. Dies ist nicht selbstverständlich, da andere Kapellen, wohl aus Kostengründen, einen Turm erst Jahre nach ihrer Errichtung erhielten. Die Seitenflächen des Turmes sind noch mit Holzschindeln verkleidet, die allerdings schon ziemlich desolat sind. Die erste Glocke wurde schon im Neubau, also etwa 1860, installiert. Sie musste im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden und wurde erst 1925 ersetzt. Die Glockenweihe, über die es keine genaueren Aufzeichnungen gibt, fand am 8.6.1925 statt. Auch im zweiten Weltkrieg holte man die Glocke vom Kapellenturm. Die Dorfgemeinschaft kaufte eine neue Glocke an, die im Jahre 1948, zugleich mit den Glocken für die Pfarrkirche Rappottenstein und der Glocke für die Kapelle Roiten, in Rappottenstein, also nicht in Aggsbach, geweiht wurde. Die Kapelle enthält keinerlei Gegenstände von künstlerischem Wert. Der Kreuzweg ist, wie in einer ganzen Reihe von Kapellen in der Gemeinde , eine Arbeit von Frau Klara Schwebel, einer Österreicherin, die mit einem Deutschen verheiratet war und in Neustift einen Zweitwohnsitz hatte. Sie beschäftigte sich intensiv mit Hinterglasmalerei und schuf zahlreiche Kreuzwege in dieser Technik. (Interessant ist, dass sie in Deutschland begraben wurde, während ihr Mann, ein deutscher Staatsbürger, auf unserem Friedhof ruht.)
Wie die anderen Kapellen auch, wurde die Aggsbacher Kapelle 1980 gründlich renoviert. Der Gemeindezuschuß betrug auf Grund eines Gemeinderatsbeschlusses einheitlich 15.000,-- S. Wie sich später herausstellte, war dies ein wirklich segensreicher Beschluß, da er zur Renovierung aller Kapellen in der Gemeinde führte. Die Eingangstür der Aggsbacher Kapelle liegt im Süden. Im Osten und Westen befindet sich je ein Rundbogenfenster. Die Fenster haben eine schöne Umrahmung, die leider bereits abzubröckeln beginnt. Die flache Holzdecke der Kapelle ist heute weiß getüncht. Wie mir ein Gewährsmann erzählte, war die Decke früher blau gemalt. Im tiefen Blau gab es mächtige weiße Wolken, aus denen Heilige (Gottvater?) hervorsahen. An einigen Stellen scheint die blaue Farbe noch durch. Schade um dieses Beispiel naiver Kunst! Heute wird die Kapelle von den wenigen Bewohnern, die in Aggsbach verblieben sind, praktisch nicht mehr benützt.
Text: OSR Karl Zeisler (Kapellenführer der Marktgemeinde Rappottenstein) aufbereitet von Josef Rauch, Gd. Sek.
Renovierung 2001 bis 2002
Auf Grund des doch eher dürftigen Bauzustandes hat sich die Ortsbevölkerung im Jahr 2001 entschlossen eine neuerliche Generalsanierung vorzunehmen. Es wurde der Außen- und Innenputz zur Gänze abgeschlagen und erneuert. Ebenso wurden die Tramdecke, der Dachstuhl sowie die Eindeckung neu gemacht. Außerdem wurden die Kapellenbänke sowie die Haustür erneuert. Da für das tägliche Läuten der Glocken niemand mehr gefunden werden konnte, wurde auch ein elektrisches Läutwerk angeschafft. In der Kapelle gibt es ein älteres Marienbild. Dieses Bild hat Frau Hilda Hahn, Aggsbach 4, eine künstlerisches Talent aus der eigenen Ortschaft, in mühevoller Kleinarbeit restauriert. Der Renovierungsabschluß fand mit einer feierlichen Segnung am 29.9.2002, 14:00 Uhr, durch Pfarrer Kasimir Tyrka, statt. Für die musikalische Umrahmung der Feier sorgten die „The Voices“ aus Arbesbach. An der Feier nahmen die gesamte Ortsbevölkerung sowie viele ehemalige Aggsbacher als auch viele Leute aus der Pfarre Rappottenstein teil. Herr Bürgermeister Friedrich Wagner bedankte sich bei allen Aggsbachern für das vorbildliche Engagement und wünschte der Feier einen gemütlichen Abschluß.
Daten: Gesamtkosten = 126.535,24 Schilling, Beitrag der Gemeinde = 40.000,-- Schilling, einige Großspender = 13.000,-- Schilling, der Rest von 73.535,24 wurde von den 6 Anwesen des Ortes zu gleichen Teilen aufgebracht. Außerdem wurden 1480 freiwillige Arbeitsstunden geleistet.
Text: Josef Rauch, Gemeindesekretär nach Rücksprache bei Frau Hilda Hahn und Herrn Johann Hahn