In Dietharts gibt es, laut Plesser, seit 1858 eine Kapelle. Neben der Annakapelle und der Kapelle in Arnreith gehört sie also zu den ältesten Kapellen in der Gemeinde. Laut Kunsttopographie stammt die Kapelle aber aus 1888. Wie im Vorwort erwähnt, neige ich dazu, die Angaben, die Plesser macht, für zuverlässiger zu halten, da er alle Angaben durch Hinweis darauf, woher er sie nimmt, untermauert. Erbaut wurde die Kapelle von den Bewohnern der KG Dietharts. Im Jahre 1890 wurde das kleine Gotteshaus vergrößert und mit Turm und Glocke versehen. Im Ersten Weltkrieg mußte diese Glocke abgeliefert werden.
In der Kapelle befindet sich ein sehr wertvoller Kreuzweg, und zwar wird auf wirklich guten Hinterglasbildern das Leiden Christi dargestellt. In den Fünfzigerjahren war dieser Kreuzweg bereits verkauft worden, doch konnte diese wohl wenig überlegte Handlungsweise durch massiven Druck der damals noch selbständigen Gemeinde Roiten, von der Dietharts eine KG war, wieder rückgängig gemacht werden. Es ist für mich heute eine Genugtuung, daß ich damals als Gemeinderat von Roiten entscheidend mitwirken durfte, daß dieses doch recht beachtliche Kunstwerk der Gemeinde erhalten blieb.
Die Kapelle ist, ohne Berücksichtigung der Rundung, 3,75 m lang und 4,70 m breit. Das Satteldach war früher mit Holzschindeln gedeckt, seit 1982 mit Eternit. Über der im Süden befindlichen Eingangstür ragt das mit Kupferblech verkleidete quadratische Türmchen empor. Wann die im Ersten Weltkrieg abgelieferte Glocke ersetzt wurde, läßt sich leider nicht mehr genau feststellen. Auch über eine Glockenweihe konnte ich nichts finden. Als man auch im Zweiten Weltkrieg die Glocke vom Turm holte, wurde es den Diethartsern offensichtlich zu dumm. Sie kauften keine neue Glocke an, sondern verwendeten einen von der Firma Preiser, Rappottenstein, angefertigten „Eisenkessel“ als Glockenersatz. (Diese „Glocke“ wurde bis 1948 in Roiten verwendet und wurde an die KG Dietharts abgegeben, wo sie bis heute noch im Kapellenturm hängt, doch wird in Dietharts schon lange nicht mehr geläutet.) Außer dem Kreuzweg enthält die Kapelle keine Gegenstände von Wert. Auf dem schlichten Altar stehen nur einfache Devotionalien. Ein ( neues), von Alois Pfeffer geschnitztes Kruzifix, gereicht der Kapelle zur Zierde. Die beiden Rundbogenfenster sind mit starken Gittern als Diebstahlsicherung versehen.
Dietharts ist leider ein sterbender Ort. Neben mehreren leerstehenden Häusern gibt es derzeit (1999) drei, in denen nur jeweils 1 Mann lebt. So ist es verständlich, daß die Kapelle ihre Stellung als religiöses Zentrum verloren hat und praktisch das ganze Jahr über nicht mehr benützt wird. Die Kapelle wurde - und wird – von der Familie Pfeffer betreut, die auch eine Renovierung nach dem Ersten Weltkrieg bezahlte. Die letzte Renovierung fand, mit Gemeindeunterstützung, im Jahre 1982 statt.
Text: OSR Karl Zeisler (Kapellenführer der Marktgemeinde Rappottenstein) aufbereitet von Josef Rauch, Gd. Sek.
Foto: Josef Rauch, Gd.Sek.