Geschichte zur Kapelle Pehendorf
Zum Ortsnamen: 1539 : Behanndorf; 1556: Behenndorf; 1643 : Pöhaimdorf. Der Name bedeutet: ein von Böhmen errichtetes oder gegen Böhmen hin gerichtetes Dorf. Wann genau der Ort gegründet wurde, ist nicht feststellbar, da, zumindest nach dem heutigen Wissensstand, keine Urkunden über die Ortsgründung vorhanden sind. Erstmals scheint der Name in einer Urkunde aus 1371 auf, in der erwähnt wird, daß den Dachsbergern, die damals Besitzer der Burg waren, 37 Güter zu Pehendorf gehören. Den Bau der Filialkirche Pehendorf dürfte Bartholomäus von Starhemberg, zwischen 1513 und 1531 Burgherr auf Rappottenstein, veranlasst haben. Aus dem Jahre 1544 stammt ein Hinweis, daß in der Filialkirche Pehendorf von Rappottenstein aus jeden 3. Sonntag im Monat eine heilige Messe gelesen würde. Im Urbar aus dem Jahre 1556 werden die Einnahmen der Kirche zu Pehendorf aufgezählt. Sie bestanden aus Erträgen für die Wiese beim Spatenberg, sowie aus einnahmen aus dem Opferstock und aus Sammlungen. Als 1597 auch die Bauern aus unserer Gemeinde am großen Bauernaufstand teilnahmen, forderten sie unter anderem, daß die Kirche zu Pehendorf „fortan jeden Suntag und Feiertag pesungen“ wird. Damals hielt der Rappottenstein Pfarrer lediglich 3 Messen im Jahr. Pfarrer Leopold Riedmüller berichtet 1632 – leider ohne Quellangabe-, die „Filial Pehendorff soll vor Jahren die recht Rappottensteiner Pfarr“ gewesen sein. Seither geistert durch viele Köpfe die Meinung, Pehendorf sei wirklich sehr groß gewesen, vielleicht sogar ein Ort, der bis zum Piberg reichte. Beweise für diese Annahme gibt es allerdings nicht, selbst dann nicht, wenn man die vorhandenen Urkunden noch so patriotisch auslegt. In einem Visitationsbericht aus dem Jahre 1634 wird darauf hingewiesen, daß die Kapelle ganz verfallen sei und kein Gottesdienst mehr gefeiert werden könne.
Die erste Glocke für Pehendorf wurde 1655 von Simon Urndorfer aus Budweis gegossen. 1696 dürfte die Kapelle wieder in recht gutem Zustand gewesen sein. Jedenfalls wurde sie um ein Schiff, das 300 Personen fasste, erweitert. Für die Renovierung und den Neubau, der für Pehendorf viel zu groß war, schoss Mutterpfarre Rappottenstein 400 fl 35 kr vor. 1720 wurde die Kapelle durch einen Brand beschädigt. Der Altar, der bis 1890 in der Kapelle stand, war ein Geschenk des Stiftes Zwettl aus dem Jahre 1733. Ein Maler aus Zwettl fertigte dazu ein Altarbild des heiligen Bartholomäus an. Pfarrer Sigmund Jakob Götz berichtete 1735, daß die Kapelle nicht geweiht sei. Kirchweih wurde am 6. Sonntag nach Ostern gefeiert; sechsmal im Jahr wurde Gottesdienst gehalten. Da die Kapelle immer mehr verfiel, beauftragte das Bischöfliche Konsistorium Pfarrer Matthias Gussmann, „mit herrschaftlicher Assistenz“ die Gemeinde aufzufordern, die „sehr ruinöse“ Kirche in Pehendorf zu reparieren. Ansonsten würde die Feier von Gottesdiensten verboten.
Die Gemeinde ließ sich aber Zeit und überreichte erst nach 3 Jahren dem Kirchenpatron Rudolf Graf Traun einen Kostenvoranschlag zur Sanierung des „halb verfallenen Turmes und Filialkirchengebäude zu Pehendorf“. Da aber niemand die Kosten tragen wollte, blieb alles beim alten. Am 16. März 1781 überreichten der Pehendorfer Dorfrichter (=Bürgermeister) Martin Mayer und Johann Georg Krammer Kaiser Josef II. eine Bittschrift, die der pensionierte Beamte Sebastian Peter Fuchs aus Altlerchenfeld angefertigt hatte. In den 12 Punkten dieser Bittschrift forderten die Pehendorfer, dass die Pfarre Rappottenstein dazu verhalten werden soll, die Filialkirche Pehendorf wieder herzustellen. Die Gemeinde sei bereit, Hand- und Zugrobot zu leisten, die „23 armen (Pehendorfer) Hausbesitzer“ könnten aber keine Kosten übernehmen. Die Mauern der Kapelle seinen gut, Dach und Turm aber zugrund gegangen. Pfarrer Gußmann wurde daraufhin aufgefordert, an den Kreishauptmann einen Brief zu senden. Er schrieb, daß dir Kirche so baufällig sei, daß sie „in Kürze dem Fall unterliegen“ muss. Ein Beweis für eine Stiftung ließe sich nicht finden, ebenso sei der Erbauer (der Kapelle) unbekannt. Und Pfarrer Gußmann schloss: „Wenn die Gemeinde nichts tut, möge die Kirche „rasiert“ (=abgetragen) werden.“ Durch die Neugründung vieler Pfarren durch Kaiser Josef II. ermutigt, sandte der Schlossverwalter Arnold an den Kaiser ein Schreiben, in dem um Errichtung neuer Pfarren bzw. Kaplaneien gebeten wurde. Für Pehendorf, in dem „1 Kelch, ein unbrauchbares Messkleid, eine brauchbare Albe, ein Chorrock und eine Glocke“ vorhanden seien, forderte man die Einpfarrung von Grub, Pirkenreith, Arnreith mit Hausmühle, Aggsbach mit Steinhof, Satzinghof, Lohnmühl, Wolfshof, Pernthon und Pretrobruck, sowie „anderer Höfe und Häuser“. Zusammen ergab das 765 Seelen. Der zuständige Dechant Schleicher aus groß Gerungs hielt es aber für besser, nach Rappottenstein einen Kooperator zu geben, der die Filiale in Pehendorf zu betreuen hätte.
Da am 5. April 1789 die Bemühungen um eine eigene Pfarre endgültig abgewiesen wurden, geschah auch in der Kapelle nichts mehr. 1834 ließ Pehendorf die 1655 gegossene Glocke, die gesprungen war, durch Johann Gottlieb Jenichen aus Krems umgießen. Mit Regierungsbefehl vom 26. Juni 1836 wurde die Gemeinde aufgefordert, das Kirchenschiff, das bereits eine Ruine war, abzutragen. Das hätte aber das endgültige Aus für den Traum von einer eigenen Pfarre bedeutet, daher geschah wieder einmal nichts. 1839 überließ man die Kapelle mit der Verpflichtung, das Bauwerk zu erhalten, der Gemeinde. Da auch diese nichts zur Sanierung der Kirche unternahm, kam 1851 erneut der Befehl, die Kirche abzutragen, ausgenommen das Presbyterium. Das übrige soll eine Rosenkranzkapelle sein. Doch auch dieser Befehl wurde ignoriert. Statt dessen bemühte man sich erneut, doch wieder vergeblich, um die Errichtung einer eigenen Pfarre. 1852 richtete man in diesem Zusammenhang erneut ein Schreiben an das Bischöfliche Konsistorium. Man wies darauf hin, daß aus dem Wiesenzins 53 fl vorhanden wären und man seitens der Gemeinde bereit wäre, Robot und Material für die Kirchenrenovierung zu leisten und außerdem 400 fl zur Verfügung zu stellen, damit den Gemeinderäten nicht, so wie ihren Vorgängern, der Vorwurf gemacht werden könne, sie hätten sich nicht um die Errichtung einer eigenen Pfarre bemüht. Am 18. Juni 1853 war eine Delegation bei Kaiser Franz Joseph und bat um Erhaltung des „zum Kirchengebäude bestimmten Gräflich Strattmannschen Kapitals.“ Dieser Deputation gehörten an: Bürgermeister Johann Bernhard aus Pehendorf 15, Franz Wagner, Gastwirt und Gemeinderat aus Pehendorf 6, sowie Ignaz Maier, Bauer aus Klein Kamp 8.
Am 26. Dezember 1853 wurden die Pehendorfer aufgefordert, Beweise für das Vorhandensein der Strattmannschen Stiftung vorzulegen. Da dies nicht möglich war, waren wieder einmal alle Bemühungen umsonst. Doch auch jetzt trug man die Kirche mit dem Hinweis nicht ab, daß „sich die Betenden dadurch gekränkt fühlen würden und nur mit Gewalt zu dieser Tat angehalten werden könnten.“ Zwischen 1854 und 1858 wurden erstmals seit 1760, also seit fast 100 Jahren, verschiedene Erhaltungsarbeiten an der Kapelle vorgenommen. Das Schiff war sehr lange ohne Dach, die Fensterbögen eingestürzt, am Fußboden wuchs Gras usw. Nur das Presbyterium wurde noch instand gehalten und mit einem Dach und einem Holzturm versehen. 1873 trug man das verfallene Schiff endlich ab und errichtete aus dem Material an der Stelle des Kirchenschiffes das neue Schulhaus. 1878 wurde der Kapellenrest mit einem Aufwand von 172 fl renoviert. Auch 1890 gab es verschiedene Sanierungsarbeiten. Die Bildhauerwerkstätte des Franz Mayerhofer aus Zwettl machte einen Altar um 230 fl. Dieser Altar zeigte Bilder des heiligen Franziskus, des heiligen Johannes des Täufers, der Muttergottes mit dem Jesuskind, zweier Engel am Tabernakel und die Heilige Dreifaltigkeit. Johann Plesser aus Pehendorf 25 spendete dazu 100 fl. Ferner kaufte er 4 Leuchter, eine Hängelampe, eine Altarglocke und einen Kelch. Größere Spenden gab es auch von den Familien Hahn (Schmiedemeister), Wurz und Wagner. 1891 wurde die Messlizenz für Wochentage erteilt. Durch 110 Jahre hatte es in der Kapelle keinen Gottesdienst mehr gegeben. Am 4. Juni 1891 erfolgte die Einweihung der nunmehr klein gewordenen Kapelle.
Am 26. September 1893 weihte der Franziskanerpater Norbert Fichtinger aus Kirchbach den neuen Kreuzweg, den Michael Maier aus Klein Kamp gespendet hatte. (Laut Pfarrchronik kaufte Rappottenstein nach dem Brand von 1849 beim Maler Karl Bäk aus Wien einen neuen Kreuzweg, der sich jetzt noch in der Pfarrkirche befindet, und machte den alten Kreuzweg den Pehendorfern zum Geschenk.) Was stimmt nun? 1899 erfolgte der Neubau des Turmes. Christian Priesner, Lehrer aus Krems, aus Jahrings gebürtig, spendete eine zweite Glocke. 1900 zersprang die alte Glocke neuerlich. Alois Petschl, Schulleiter in Pehendorf, und Lehrer Priesner spendeten eine neue, die am 18.11.1900 von Pfarrer Edmund Gruber auf den Namen „Bartholomäus“ geweiht wurde. Aus Kirchbach wurde eine Krippe angekauft; am Gebäude wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten vorgenommen. Um 1900 waren in der Kapelle Pehendorf vorhanden: 2 Holzstatuen („heilige Frauen“) aus der Mitte des 18. Jahrhunderts; ein „Prager Christkindl“, gespendet von Karl Schaufler aus Kirchbach, einem Kusin des Pehendorfers Anton Wallner, Nr. 21. Für dieses Christkindl fertigte Tischlermeister Franz Wallner einen passenden Glaskasten an.
Die Glocken mussten im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Am 5.6.1921 fand die Weihe einer Stahlglocke statt, die wegen der Inflation 22.000 Kronen kostete. 1932 wurde die von Schmiedemeister Johann Hahn gespendete Herz-Jesu-Statue in feierlicher Prozession in die Kapelle getragen und geweiht. (Johann Hahn war von 1890 bis 1939, also durch fast 50 Jahre, Mesner in Pehendorf.)
Im Zweiten Weltkrieg mußte die große Glocke abgeliefert werden. Für die Stahlglocke gab es keine Verwendung, daher blieb sie im Turm. Die Gemeinde Pehendorf und zahlreiche Spender kauften eine neue Glocke. Es gibt zwar eine Reihe von Personen, die sich an die Weihe der Glocke erinnern, ein genaues Datum konnte ich jedoch nicht feststellen. Im Jahre 1950 wurde das elektrische Licht eingeleitet. Im selben Jahr spendete Franz Strasser die Statue des heiligen Josef. Die schöne Altardecke mit dem Spruch: „Bitte für uns, heiliger Josef“, stickte und spendete Frau Maria Strasser.
Seit dem Jahre 1980 hat die Kapelle ein elektrisches Geläute, das rund 40.000,-- S kostete. Am Allerheiligentag 1988 geriet der Marienaltar durch eine nicht ausgelöschte Kerze in Brand. Wegen mangelnder Luftzufuhr ersticken zwar die Flammen, der Schaden war aber trotzdem enorm, da alles verrußt war. Durch beispielhaften Einsatz der Dorfgemeinschaft wurde die Kapelle gereinigt, die Schäden wurden ausgebessert, der Fußboden verfließt und 1990 sogar eine Elektroheizung installiert. Schließlich wurde auch noch eine schöne Marienstatue, Holz, angekauft. Alle Pehendorfer taten nach ihren Möglichkeiten mit, sodaß es mir richtig erscheint, keine Namen gesondert zu nennen. Da wegen des Priestermangels der Rappottenstein Pfarrer Kasimir Tyrka auch die Pfarre Marbach/Walde mitbetreuen muß, gibt es in der Kapelle Pehendorf statt des allwöchentlichen Gottesdienstes seit 1999 nur mehr sporadisch eine heilige Messe. Die Kapelle ist Eigentum der Agrargemeinde Pehendorf.
Text: OSR Karl Zeisler (Kapellenführer der Marktgemeinde Rappottenstein) aufbereitet von Josef Rauch, Gd. Sek.
Foto: Roland Stöger
Im Jahr 2005 gab es neuerlich eine Renovierung. So wurde die Kapelle komplett durch die Fa. Maurer, Anntsberg, ausgemalt. Der Altar und die Figuren wurden fachgerecht gereinigt. Außen wurde das Dach ausgebessert und ein Blechsaum angebracht. Die Mauern wurden trockengelegt, der schleckte Verputz abgeschlagen und neu aufgebracht. Die Fassade wurde wiederum von der Firma Maurer gestrichen. All diese Maßnahmen haben Kosten von € 12000 verschlungen. Etwa die Hälfte wurde von dder Dorfbevölkerung aufgebracht. Der Rest stammt von der Gemeinde Rappottenstein, vom Dorfverein, von der Agrargemeinschaft und von der Diözese. Herzlichen Dank vom Agrarobmann Gerlad Wimmer.
Text: Josef Rauch u. Gerald Wimmer