Kapelle in Pirkenreith

Kapelle in Pirkenreith

Laut Kunsttopographie wurde die Kapelle im Jahre 1890 – mit Turm und Glocke – erbaut. Außer dem Wort „modern“ ist in der Topographie über die Kapelle Pirkenreith allerdings nichts zu lesen. Nach der Pfarrchronik wurde die Kapelle von einem gewissen Franz Plesser als „Betkapelle“ errichtet. Federführend war dabei der Rappottensteiner Zimmerermeister Schabes, dessen Haus einst östlich des Postamtes an jener Stelle stand, wo sich heute das Haus Fichtinger befindet. Eine Familie Plesser ist in Pirkenreith nachweisbar. Die Plessers  waren lange Jahre als Vorbeter tätig und bewohnten das Haus, das heute der Familie Hammerl gehört. Diese Familie Plesser war mit dem bekannten Heimatforscher Dechant Plesser verwandt. Wahrscheinlich war das auch der Grund für das große Engagement der Familie in religiösen Belangen. Schließlich bezahlte die Familie Plesser auch noch die Glocke, die in Wiener Neustadt gegossen wurde und 140 Gulden kostete.

 

Die feierliche Weihe  der Kapelle, die der hl. Anna geweiht ist, fand am 4.6.1891 „unter großer Beteiligung des Volkes“ statt.  Am 23.10.1898 weihte der aus Maria Enzersdorf stammende Franziskanerpater Norbert Fichtinger für die Kapelle einen neuen Kreuzweg. Ohne Berücksichtigung der Rundung misst die Kapelle 5,10 m in der Länge und 5,50 m in der Breite. Der mit Eternit verkleidete und mit Kupferblech eingedeckte Turm befindet sich über der Eingangstür, die im Südosten liegt.  Im Nordosten, bzw. Südwesten, hat die Kapelle je ein Rundbogenfenster. Kunstgegenstände von Wert sind nicht vorhanden. Die Flachdecke besteht aus Holz; die Sitzbänke sind neu; auch der Altar ist eine Holzkonstruktion. Die Glocke musste im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Im Jahre 1957 wurde eine neue, größere Glocke angekauft und geweiht. Da ich nicht zweifelsfrei feststellen konnte, ob auch im Zweiten Weltkrieg die Glocke abgeliefert werden musste, ist es möglich, dass 1957 erst die im Ersten Weltkrieg abgelieferte Glocke ersetzt und geweiht wurde.

 

Auch in Pirkenreith nützte man den bereits mehrfach erwähnten Gemeindezuschuss von S 15.000,-- für die Kapellenrenovierung aus und begann 1982 mit einer gründlichen Sanierung der Kapelle. Die Arbeiten wurden – unter eifriger Mithilfe der Dorfbewohner – von der Fa. Maurer aus Annatsberg durchgeführt. Außen- und Innenputz wurden saniert, der Turm mit Kupferblech verkleidet. Junge Tischler aus dem Ort fertigten den Altar und die Sitzbänke an, ebenso die Eingangstür, diese aber erst 1998. Die Kreuzwegbilder und das Kruzifix beim Altar renovierte der pensionierte ehemalige Lagerhausverwalter Hofern aus Rappottenstein.

 

Zur Zeit der Kapellenrenovierung wurde auch der Güterweg durch Pirkenreith gebaut. Durch die Trassenführung kam die Kapelle etwas unterhalb des Weges zu liegen, was sich auf das Mauerwerk nicht günstig auswirkt, da es sehr feucht ist. Nach dem Güterwegbau wurden die Restflächen verteilt. Dabei übersah der anwesende Gemeindevertreter, dass er mit einer dieser Restflächen auch die darauf befindliche Kapelle übernahm. So kam die Gemeinde in den Besitz einer Kapelle. Angeblich waren die Pirkenreither, denen die Kapelle bisher gehörte, gar nicht unglücklich darüber. Die Dorfbewohner beten auch heute noch im Mai bzw. Oktober jeden Donnerstag  den Rosenkranz in der Kapelle. Am Heiligen Abend und zu Silvester wird eine Andacht gehalten. Das Beten für verstorbene Ortsbewohner findet in der Pfarrkirche statt, da sich die Kapelle als zu klein erwies. Die Kapelle Pirkenreith gehört also zu den wenigen , die Gottseidank noch ihrer Bestimmung gemäß benützt wird.

 

Text: OSR Karl Zeisler (Kapellenführer der Marktgemeinde Rappottenstein) aufbereitet von Josef Rauch, Gd. Sek.

 

Im Jahr 2000 war eine neuerliche Teilsanierung erforderlich. Wie oben beschrieben ist nunmehr die Gemeinde Rappottenstein Besitzer dieser Kapelle. Daher wurden die meisten Kosten  von der Gemeinde getragen. Insgesamt waren S 160.287,69 (Euro 11.648,56) erforderlich. Folgende Arbeiten wurden erledigt: Außenputz mit Silikatstruktur, Kapellenfußboden trocken gelegt und mit Bodenfliesen versehen, neue Rundbogenfenster, Strominstallation samt elektrischem Läutwerk,

Die Dorfbewohnerschaft von Pirkenreith beteiligte sich sehr aktiv mit freiwilligen Arbeitsstunden.  Am 2.9.2001 erfolgte schließlich die Einweihung durch Pfarrer Mag. Kasimir Tyrka. Bei der Einweihung nahmen die meisten Ortsbewohner und viele Besucher aus der Pfarre Rappottenstein teil. Der Bürgermeister Friedrich Wagner,  der Kulturreferent HD Alfred Hahn und der ortsansässige Gemeinderat Franz Hammerl  sprachen jeweils  einige Worte zu diesem gelungenen Projekt.  Wie auch andernorts üblich, haben die Pirkenreither  die Gästeschar mit einer zünftigen Jause bewirtet.

Text: Josef Rauch, Gd. Sek.,

Foto: Roland Stöger

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Kontaktdaten von Kapelle in Pirkenreith
AdressePirkenreith
3911 Pirkenreith

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